Unterwegs in Sachen Reformation: Margot Käßmann zu Besuch in Prag

10. dubna 2014

Vom 22. bis 25. März besuchte die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017, Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, Prag – und damit die Heimat eines der geistigen Väter Martin Luthers. Mit Jan Hus und anderen setzte die reformatorische Bewegung zu Beginn des 15. Jahrhunderts ein und wurde im

16. Jahrhundert schließlich mit Martin Luther, Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und vielen anderen zu einem Ereignis von europäischer und letztlich weltweiter Bedeutung.

So war der Besuch der Reformationsbotschafterin aus Deutschland auch ein Brückenschlag vom deutschen zum tschechischen Reformationsgedenken, das im nächsten Jahr mit den Veranstaltungen zur 600-jährigen Wiederkehr der Verbrennung von Jan Hus seinen Höhepunkt findet.

Zum Auftakt ihres Besuchs predigte Frau Dr. Käßmann am Sonntag, dem 23. März, im Gottesdienst der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in St. Martin in der Mauer, den sie gemeinsam mit Pfarrerin Andrea Pfeifer gestaltete. Viele Menschen aus der Gemeinde waren gekommen – und sogar aus Sachsen reisten einige extra zum Gottesdienst an. Der Predigt lag die Erzählung von Elia am Horeb aus 1. Könige 19 zugrunde – und es ging in ihr unter anderem um heutige Glaubensmüdigkeit und das Geschenk reformatorischer Aufbrüche, die eben nicht nur Ereignisse der Vergangenheit sind, sondern immer wieder aufs Neue geschehen.

Der Montag stand dann zunächst ganz im Zeichen ökumenischer Gespräche – mit dem Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und mit der Leitung der Tschechoslowakisch- Hussitischen Kirche. Am Abend hielt Frau Dr. Käßmann dann im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde „Reden über Religion“ in der deutschen Botschaft einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Reformation und Toleranz“. Darin thematisierte sie zunächst die „dunklen Seiten“ der Reformation – zum Beispiel im Verhältnis Martin Luthers zu den sog. „Täufern“, aber auch zu den Juden -, um in einem zweiten Teil den Beitrag der Reformation zur neuzeitlichen Freiheitsgeschichte zu skizzieren. Botschafter Detlef Lingemann begrüßte die zahlreich erschienenen Anwesenden und lud im Anschluss zu einem Empfang ein.

Am Dienstag, ihrem letzten Tag in Prag, lernte Frau Dr. Käßmann zunächst noch ein Stück Gemeindeleben kennen, indem sie beim Frauenfrühstück im Gemeindehaus in Stodůlky zu Gast war. Den Abschluss ihres Besuchs bildete dann ein weiterer Vortrag zum Thema „Was gibt es da zu feiern? Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität.

Für die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde Prag war der Besuch der Reformations-botschafterin und ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden ganz sicher ein Höhepunkt dieses Jahres 2014 - und für die vielen, die am Gottesdienst wie an den Vorträgen, Gesprächen und Begegnungen teilgenommen haben, ein wichtiger und schöner Beitrag zum Reformations-gedenken in Deutschland wie in Tschechien. Ein besonderer Dank gilt dabei Herrn Kirchenrat Gerhard Frey-Reininghaus und den Mitarbeitenden der Kirchenkanzlei der EKBB für ihre Unterstützung bei der Planung und Organisation des Besuchs.

Frank Leßmann-Pfeifer, Pfarrer der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde Prag