Professor ThDr. Pavel Filipi

30. prosince 2015

Professor ThDr. Pavel Filipiverstarb in den frühen Morgenstunden des 28. Dezember 2015 im Alter von 79 Jahren in Prag.

Pavel Filipi stammte aus einer Familie, die seit der Zeit des Toleranzpatents zu den Schriftgetreuen im Ort Telecíauf der Böhmisch-Mährischen Höhegehörte.Er wurde am 26. Mai 1936 in Prag geboren. Sein Vater, ein Presbyter der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB), Jan Filipi, gehörte zum Kreis der Laienschüler des Alttestamentlers an der damaligen Hus-Fakultät Slavomil C. Daněk. Pavel Filipi hat später Prof. Daněk seine erste akademische Arbeit gewidmet (Versuch einer Analyseder dogmatischen Elemente im exegetischen Zugang und der systematischen Konsequenzen zum exegetischen Vorgehen von Prof. Daněk...., 1958) und hat sich zu seiner theologischen Schule bekannt.

Nach Absolvierung der Evangelisch-theologischen Comenius-Fakultät war Pavel Filipi drei Jahre Vikar der EKBB in Prag-Střešovice, danach zwei Jahre Seniorats-Vikar in Prag und dann drei Jahre Vikar von Pfr. Josef Smolík ander Prager Salvatorkirche.

Im Jahr 1967 wurde er Assistent von Prof. Dr. Josef L. Hromádka. Mit dem Werk seines Lehrers beschäftigte er sich in seiner Dissertation (Pfarrer Josef Hromádka, 1971) und in einer Reihe weiterer Studien (z.B.In die tiefsten Tiefen, 1990). Im Jahr 1974 habilitiertesich Filipi mit einer Arbeit über die Strömungen des heimischen Protestantismus (Ökumenische Motive beiden tschechischen Evangelischen des 19. Jahrhunderts, 1974) Zum Professor wurde er im Jahr 1978 ernannt. In denJahren 1999 bis 2005 stand der als Dekan an der Spitze der Evangelischen-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität (ETF UK) in Prag.

Pavel Filipi war in vor allem ein Ökumeniker. Lange Jahre leitete er an der ETF UK das Ökumenische Institut, er war Mitglied in einer Reihe von ökumenischen internationalen Gremien(Exekutiv-Ausschuss der Leuenberger Kirchengemeinschaft [LKG], Südosteuropa-Ausschuss der LKG, Kommission für Glaubenund Kirchenverfassung des ÖRK) und Vorsitzender der Leuenberger Synode in der Tschechischen Republik.

Der ökumenischen Theologie widmete er das wiederholt herausgegebene Buch Christentum (1996, 1998, 2001, 2012), die praktische Arbeitshilfe Auf ökumenischemGehweg (1998) und besonders das Buch, das er offenkundig als sein grundlegendstes betrachtete Die Kirche und die Kirchen. Kapitel aus einer ökumenischen Ekklesiologie (2000).

Weitere wichtige Bereiche seines Werkes waren die Liturgik (Das Festmahl der Armen, 1991; Einladung zum Fest, 2011) und die Homiletik (Einladung zur Hoffnung, 2006)

Pavel Filipi gehörte zu Begründern und Herausgebern von zwei theologischen Periodika: der Studien und Texte und besonders der Theologischen Reflexion.

Als höchstes theologisches Genre betrachteteer die Auslegung des biblischen Textes. Nie hat er aufgehört ein aktiver und gefragter Prediger zu sein, und dies nicht nur in seiner Kirche. Anlässlich des 70. Geburtstags von Prof. Filipi erschien seine Predigtsammlung Wieviel noch von der Nachtbleibt (2006) und Aufmerksamkeit verdient auch das Büchlein mit Meditationen Wer hört mein Klagen? Die Botschaft der Bußpsalmen (1997).

Im Februar des Jahres 2008 schloss Pavel Filipi seinen Vortrag über den Tod, den er für Krankenhausseelsorger hielt, mit der auswendig vorgetragenen ersten Frage des Heidelberger Katechismus (1563): „Mein einziger Trost liegt darin,dass ich im Leben und im Sterben nicht mir, sondern mit Leib und Seele meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.

Evangelisch-Theologische Fakultät der Karlsuniversität

 

foto: B. Skála