EKHN-Kirchenpräsident zu Besuch in Prag und Kralitz

16. září 2013

"Deutsch-tschechische Beziehungen vertiefen"

In Sachen Reformation hatten die Tschechen die Nase vorn: Grund genug für einen Parterschaftsbesuch von Kirchenpräsident Volker Jung.

Kralitz (Tschechien) / Darmstadt, 16. September 2013. Für den stärkeren Ausbau der Beziehungen zwischen hessen-nassauischen und tschechischen evangelischen Christen hat sich der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, in Tschechien ausgesprochen. In Kralitz bei Prag sagte er am vergangenen Wochenende, dass es gerade auf dem Weg zur Vorbereitung der 500 Jahre-Feier der Reformation in Deutschland von entscheidender Bedeutung sei, die frühen tschechischen reformatorischen Aufbrüche im 15. Jahrhundert wahrzunehmen und zu würdigen. Dies könne in Deutschland das Bewusstsein dafür stärken, dass die Reformation eine europäische Bewegung war, die verschiedenen Aufbrüche in unterschiedlichen Ländern vernetzte und gegenseitig befruchtete. In Tschechien hatte es bereits 100 Jahre vor Martin Luther Ansätze zu einer Reformation gegeben.

400 Jahre Kralizer Bibel gefeiert

Kirchenpräsident Jung war zur Begegnung mit führenden Vertretern der EKHN-Partnerkirche, der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB), nach Tschechien gereist. Verbunden war der Besuch mit dem großen Jubiläum der tschechischen Protestanten, die „400 Jahre Kralitzer Bibel“ feierten. Diese Bibelausgabe hat für die tschechische Geschichte, insbesondere die Kirchen- und Sprachgeschichte, einen vergleichbaren Stellenwert wie die Lutherbibel in Deutschland. In Kralitz wurde - gefördert von der dortigen Adelsfamilie der Žerotiner - die berühmte Kralitzer Bibel gedruckt, die über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten aus den Ursprachen Hebräisch und Griechisch ins Tschechische übertragen worden war.

Intensive Diskussionen über aktuelle Themen

Organisiert hatte die Reise der EKHN-Europareferent Friedhelm Pieper aus dem Zentrum Ökumene in Frankfurt. Das Gespräch des Kirchenpräsidenten mit führenden Geistlichen der EKBB, wie dem Synodalsenior Joel Ruml sowie dem Ökumenereferenten Parrer Gerhard Frey-Reininghaus ermöglichte einen intensiven Austausch über Themen, die beide Kirchen derzeit beschäftigen. Dazu zählten insbesondere Fragen des Umgangs mit Familien im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen sowie Haltungen der Kirchen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

Orientierungshilfe auch in Tschechien Thema

Kirchenpräsident Jung erläuterte den tschechischen Partnern Hintergründe der aktuellen familienpolitischen Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland, die eine intensive Debatte ausgelöst hat. Ebenfalls schilderte er die Entwicklungen und Synodaldebatten zur neuen EKHN-Lebensordnung, die eine Segnung gleichgeschlechtliche Partner einer Trauung nahezu gleichstellt. Die tschechischen Partner informierten die Gäste aus der EKHN über den aktuellen Stand in der Umsetzung eines Gesetzes zur umfassenden Rückgabe von Kirchenbesitz. In einer Übergangsphase von 30 Jahren soll ein Großteil des früheren Kirchenbesitzes an die Kirchen zurückgegeben werden, wobei sich im Gegenzug der Staat aus der noch andauernden Finanzierung der Gehälter der Geistlichen gänzlich zurückziehen wird.

Volker Rahn/www.ekhn.de